Vor wenigen Tagen wurde ich in Facebook als fabelhafte Mutter nominiert und sollte ein Bild posten, das mich stolz macht, eine Mutter zu sein und gleichzeitig andere Frauen/fabelhafte Mütter nominieren. Natürlich hab ich sofort mitgemacht! Jede Mama ist doch stolz, oder? Jede Mama ist eine fabelhafte Mama! Während ich ein Foto suchte und reflektierte, wen ich denn nominieren wollte, fiel mir meine langjährige Freundin Silke ein, von der ich vor kurzem erfahren hatte, dass ihr Kind kurz nach seinem 18. Geburtstag die Schule abgebrochen hatte und von zuhause ausgezogen war.

 

Wäre Silke, die ich selbstverständlich als fabelhafte Mutter nominieren würde, auch stolz? Sie ist zwar nicht auf Facebook, aber würde sie eine solche Nominierung annehmen? Falls ja, wie würden ihre anderen Facebook“freunde“, die ihre Geschichte kennen, reagieren? Würden sie es auch so sehen wie ich? Dass sie, auch wenn sich ihr Sohn nun entschieden hat, einen anderen Weg zu gehen, eine fabelhafte Mutter ist?

Das alles hat mich sehr nachdenklich gemacht…..

Wann sind wir eigentlich stolz auf etwas? Und was ist eigentlich Stolz?

Die letzte Frage ist schnell beantwortet: Stolz ist lt. Wikipedia „das Gefühl einer großen Zufriedenheit mit sich selbst oder anderen, einer Hochachtung seiner selbst,….“ Ok, Stolz ist also ein Gefühl der Zufriedenheit – so weit so gut!

Aber kann dann eine Mutter wie Silke mit sich bzw. ihrem Kind zufrieden sein? Wärst du es? Wann bist du als Mutter zufrieden mit dir und deinem Kind, wann bin ich es? Sind wir öfters zufrieden oder unzufrieden mit uns bzw. unserem Kind? Bleibt uns in der Hektik des Alltags überhaupt Zeit, das Gute, das Schöne wahrzunehmen?

Bin ich nur dann stolz, wenn mein Kind so „funktioniert“ wie ich das möchte? Wenn es wohl erzogen ist, wenn ich es gut erzogen habe? Wenn es gute Noten nach Hause bringt, oder einen Preis im Sport gewonnen hat? Oder wenn andere Leute mein Kind als nettes/braves Kind bezeichnen?

Und warum sind wir manchmal nicht stolz? Weil etwas nicht so ist, wie ich es erwartet oder geplant habe? Oder aus Angst? Aber Angst wovor? Vor den Aussagen der anderen? Angst um mein Kind? Woher kommen Angst und Zweifel?

Wie du siehst, schwirren da ganz schön viele Fragen in meinem und jetzt vielleicht kommt dir die eine oder andere auch bekannt vor. Auf diese Fragen möchte ich in der nächsten Zeit Stück für Stück eingehen.

Heute möchte ich dir eine Möglichkeit zeigen, wie du deinen Blickwinkel verändern und auch in schwierigen Zeiten die positiven Seiten deines Kindes wieder sehen kannst.

Dazu möchte ich nun ein paar Gedanken von Daniela Strube (www.keep-cool-mama.de) teilen; Gedanken bzw. Fragen, die mir sehr geholfen haben meinen Blickwinkel zu verändern:

Lies dir die folgenden Fragen in Ruhe durch und nimm dir Zeit, die Fragen eine nach der anderen schriftlich für dich zu beantworten.

  1. Denke an eine schwierige Situation mit deinem Kind. Was fällt dir spontan ein, wenn du an dein Kind in dieser Situation denkst? Was denkst du über dein Kind?
  2. Was hat sich verändert? Sicher hast du auch noch das Bild des kleinen unschuldigen Kindes vor dir, das voll Vertrauen und Liebe zu dir aufschaut! Und sicher bist du manchmal verwirrt, angesichts der Dinge, die da gerade passieren.
  3. Welche Veränderungen siehst du positiv? Achte auch auf die klitzekleinen Veränderungen
  4. Welche besonderen Fähigkeiten oder Merkmale hat dein Kind? Ganz spontan und auch nach längerem Nachdenken

Nimm dir für jede Frage so viel Zeit wie du brauchst – bei mir hat es bei der einen oder anderen Frage mehrere Tage gebraucht bzw. konnte ich immer wieder was ergänzen. Und beantworte die Fragen schriftlich. Am Ende des Prozesses hast du dann eine Liste mit positiven Veränderungen, Fähigkeiten und Merkmalen.

Mir gefällt diese Methode wirklich sehr gut, denn ich glaube, dass man damit auch in ganz schwierigen Zeiten (z.B. solche wie sie auch Silke gerade durchlebt) wieder den Focus auf das Positive in der Beziehung mit seinem Kind finden kann.

Daniela Strube empfiehlt dann eine Art Kollage zu erstellen, mit dem Lieblingsbild deines Kindes in der Mitte und den wichtigsten Punkten darum herum.

Ich persönlich habe mir diese Liste mit positiven Fähigkeiten und Merkmalen in einem kleinen Büchlein notiert, das ich in Zukunft auch als „Gut-Buch“ verwenden werde. In Analogie zum „Erfolgetagebuch“ (aus dem Mentaltraining) notiere ich mir darin jeden Abend vor dem Schlafengehen drei Situationen/Dinge, die ich am jeweiligen Tag positiv im Umgang mit meinem Kind erlebt habe. Der Vorteil eines solchen kleinen Büchleins ist, dass ich es beim nächsten emotionalen Chaos mit meinem Kind gleich zur Hand nehmen und so meinen Blick seine positiven Seiten bzw. auf die positiven Seiten unserer Beziehung lenken kann.

Jetzt in der Urlaubs- bzw. Ferienzeit – ohne täglichem (Schul-)stress – fällt es uns sicher leichter, uns auf das Positive in und an unseren Kindern zu konzentrieren. Vielleicht ist es für die Erstellung dieser Liste mit positiven Fähigkeiten nicht einmal notwendig, dass du alle o.g. Fragen durchgehst und beantwortest – (dann hast du aber für die nächste wirklich schwierige Stresssituation eine Methode parat um deinen Blickwinkel zu ändern) – aber die Beantwortung der Fragen ist ein netter Zeitvertreib ….

…. während unsere Kinder im Sand oder Wasser spielen und ….

….. wir ihnen verträumt zusehen und uns gar nicht richtig vorstellen können, welch kleine Monster sie auch sein können! Bis…..

….es Zeit wird zum Nachhause gehen und unser Nachwuchs vielleicht ganz anderer Meinung ist.

 

Ich wünsche Euch einen angenehmen Sommer und freue mich über eure Rückmeldungen und Kommentare