Vor gar nicht allzu langer Zeit meinte mein Sohn zu mir: „Mama, ich will gar nicht erwachsen werden – da muss ich so viel arbeiten und hab gar keine Zeit mehr zum Spielen und lustig sein“.

BUMM – diese Aussage hatte gesessen! Arbeitete ich wirklich so viel? War ich nicht mehr lustig? Wann hatte ich zum letzten Mal so richtig aus tiefsten Herzen gelacht oder war einfach einmal nur albern? Zugegeben, das mit dem Herumalbern war schon einige Zeit her gewesen! Aber als Mama hab ich mich auch als solche zu benehmen und meinem Kind ein Vorbild zu sein! Oder nicht? Nur welches Vorbild bin ich für ihn, wenn mein Sohn so über das Erwachsensein denkt?

Das alles hatte mir sehr zu denken gegeben. Und wie es so oft in meinem Leben ist, wenn ich nach Antworten auf meine Fragen oder Impulse für neue Wege suche, fand ich kurze Zeit nach o.g. Aussage dieses Bild „10 Dinge, die wir von unseren Kindern lernen könnten“ auf Facebook.

Danke an www.kinderspruch.de für die Erlaubnis zur Verwendung des Bildes - Quelle: https://www.facebook.com/Kinderspruch/photos/a.558210594315368.1073741828.556029147866846/821487091321049/?type=3&theater

 

Ich  durfte feststellen, dass sich das nicht nur nett las, sondern dass da schon viel Wahres dran war.

„Auch der Weiseste kann unermesslich viel von Kindern lernen“ (Rudolf Steiner)

 

Und so versuchte ich mithilfe dieser Punkte, das eine oder andere von meinem Sohn zu lernen. Hier findest du meine Gedanken, Ideen und Tipps dazu, falls auch du diesen Weg gehen möchtest

 

1. den Moment genießen:

Hast du schon einmal ein Kind beobachtet, das mit jeder Faser seines Seins so ganz in EINE Sache vertieft war? So sehr vertieft, dass es so gar nicht mitbekommt, was rechts und links von ihm abläuft?

Kinder sind (noch) nicht Multitasking – sie fokussieren sich mit allen Sinnen auf die eine Sache, die gerade ansteht. Und dann auf die nächste. Sie sind spontan und reagieren auf den Moment, sie leben in der Gegenwart. Das bedingt auch, dass sie ganz im Gegensatz zu uns Erwachsene nicht über Vergangenes nachgrübeln oder sich in Sorgen um die Zukunft verstricken.

Du kennst das wahrscheinlich – „Gedankenkarussell-fahren“.  Ich fuhr es früher ganz häufig  und ehrlich gesagt tu ich es gelegentlich immer noch: „Warum hab ich nicht ….(Blick in die Vergangenheit)“ oder „Was wird sein, wenn…(Blick in die Zukunft)“.

Beides ist nicht wirklich zielführend; In beiden Fällen verschwenden wir Gedanken an Dinge, die wir nicht (mehr) beeinflussen können – die Vergangenheit ist vorbei und was in der Zukunft sein wird, weiß auch niemand. 95 % der Sorgen, die wir uns machen, treten gar nicht ein – warum also so viele Gedanken darauf verschwenden.

AchtsamkeitMein Tipp gegen „Gedankenkarussell-fahren“: Wenn ich mich heute dabei erwische, sage ich laut zu mir „Stopp“ und konzentriere mich ganz bewusst mich auf das Hier & Jetzt. Ich suche mir bewusst etwas, dem ich meine ganz Aufmerksamkeit & Achtsamkeit schenken kann: z.B. trinke ich ein Glas Wasser und widme mich ihm mit allen meinen Sinnen. D.h. Ich beobachte das Wasser wie es aus dem Wasserhahn in das Glas rinnt – ich berühre es – ich sehe es bewusst im Glas – ich beobachte das Glas – was sehe ich drauf – wie fühlt es sich auf den Lippen an – wie wenn das Wasser meine Lippen berührt, in meinen Mund gelangt  – ich versuche ihm nachzuspüren, wenn es meine Kehle hinunter rinnt -…. Ganz so, als ob es mein erstes Glas Wasser gewesen wäre.

 

2. auf die kleinen Dinge achten

Da Kinder eben noch nicht so Multitasking sondern ganz achtsam sind, fallen ihnen die klitzekleinsten Besonderheiten auf: die Blume, die neben dem Weg zum Kindergarten gerade wächst, die Schnecke im Gras oder der neue Lichtschalter, der am Abend zuvor montiert wurde. Wir Erwachsene filtern diese Dinge einfach aus.

Mein Tipp für mehr Achtsamkeit für die kleinen Dinge im Alltag: Ein Motto-Tag: d.h. ich richte meinen Fokus einen Tag lang auf alles z.B.

  • Rote oder Weiche,
  • auf Tiere im Allgemeinen oder eine besonders Tier (z.B. Hund,..)
  • auf Kinder
  • bestimmte Geräusche (wie Vögelgezwitscher)
  • Geräusche im allgemeinen (was kann ich tagsüber alles hören, dass ich sonst nicht wahrgenommen habe)
  • Gerüche (allgemein oder Speziell)

Das schult nicht nur die Sinne sondern lenkt auch vom Gedankenkarussell-fahren ab.

 

3. jeden Morgen neu in den Tag starten:

Kinder sind spontan und reagieren auf den Moment – sie leben in der Gegenwart. Das bedeutet auch, dass sie schnell einen Streit oder was Unangenehmes vergessen. Wenn sie streiten kann es zwar manchmal rau zugehen, doch so schnell der Streit entstanden ist, so schnell ist er auch schon wieder gelöst. Kinder lösen eine Situation für sich und gehen dann weiter, statt in dem Problem zu verharren oder dem Konflikt mental nachzuhängen. Als Mama kommt dir das vielleicht bekannt vor: Während wir noch darüber nachdenken, ob wir mit den Eltern des Streitpartners sprechen sollen, sind die Kids schon längst wieder vereint und spielen weiter.

Im Gegensatz zu uns Erwachsenen machen sich Kinder am Morgen auch keine Gedanken darüber, was der neue Tag wohl alles (in Abhängigkeit von dem zuvor erlebten) bringen mag. Er ist ein Neubeginn – Sie stehen auf und Leben einfach

Meine Tipps dazu:

Bei einer Meinungsverschiedenheit oder einem Streit überlege ich nun, ob der Konflikt wirklich so schlimm war, um nun nachtragend zu sein oder ob ich nicht auch den ersten Schritt zur Versöhnung machen kann. Denn eines durfte ich lernen: oft denkt der andere gar nicht mehr an die Verletzung oder den Streit – er verschwendet keine Energie mehr daran. Wenn ich aber ständig daran denke, verletze ich mich selbst jedes Mal wieder von neuem und ziehe mir Energie ab  – Verzeihen ist eine Art Selbstschutz

In einen neuen Tag starte ich damit, dass ich diesen einfach begrüße und mich bedanke (Dafür, dass ich in meinem schönen weichen Bett eine ruhige Nacht verbringen durfte, dass…) und mir dann einen Plan zurecht lege.

 

4. lachen so oft es geht:

Gibt es was Schöneres als das ehrliche und herzerwärmende Lachen eines Kindes? Erst vor kurzem las ich in einem Artikel, dass Kinder rund 400-mal am Tag lachen und wir Erwachsenen gerade 15-mal unsere Mundwinkel nach oben verziehen….

Ganz spontan – wie oft am Tag lachst du? Was meinst du?

Denn: Lachen ist gesund, es regt unseren Stoffwechsel an und aktiviert unseren Körper! Bei einem Lachanfall werden an die 300 Muskeln trainiert; gleichzeitig wandert mehr Sauerstoff in die Lunge und gerät so in den Blutkreislauf. Das sauerstoffreiche Blut wird schneller in den Körper gepumpt, weil auch das Herz schneller schlägt. Wenn das kein Grund ist, sich öfter vom Lachanfall seines Kindes anstecken zu lassen und herum zu albern.

Mein Tipp, wenn dir mal so gar nicht zum Lachen ist: Nimm für ein paar Minuten einen längeren Stift quer zwischen die Zähne, so dass die beiden Enden über deine Mundwinkel hinausragen. Nach ein paar Minuten wirst du die fröhlicher fühlen. Denn während du den Stift im Mund hast, heben sich deine Mundwinkel automatisch und unbewusst so wie beim Lachen. Dabei werden bestimmte Muskelgruppen im Gesicht angespannt, was wieder Einfluss auf das Gehirn hat und bestimmte Hormone werden ausgeschüttet.

Und falls du das fröhliche Gefühl immer noch nicht spürst, dann schau dich mal in den Spiegel – spätestens jetzt wirst du wirklich schmunzeln und die miese Stimmung/das ungute Gefühl ist weg oder zumindest weniger.

 

5. immer was Neues ausprobieren

Man sagt ja der Mensch sei ein Gewohnheitstier und für viele Erwachsene stimmt das auch noch. Neues bereitet uns oft Angst, weil wir nicht wissen, was uns erwartet. Und aus dieser Angst verweilen wir auch viel zu oft in unangenehmen Situationen, die wir kennen anstatt einen Schritt aus der Komfortzone zu wagen und uns ins Unbekannte (vielleicht sogar viel angenehmere) zu stürzen. Kleine Kinder sind da noch ganz anders. Sie sehen was Neues und wollen es sofort haben und ausprobieren.

Wann hast du zum letzten Mal was ganz Neues ausprobiert?

Mein Tipp: Es ist nie zu spät, neues auszuprobieren. Wenn du es gemächlich angehen möchtest, probiere für den Anfang doch einmal in der Woche oder im Monat (z.B. an deinem New-Monday) etwas gänzlich Neues aus. Das muss nichts Spektakuläres sein, für den Anfang reicht einmal eine neue Eissorte oder ähnliches. Einfach einmal aus dem gewohnten Trott aussteigen…. Und wenn du dann auf den Geschmack gekommen bist, kannst du es immer noch „wagen“, eine neue Sprache zu lernen, dich im Malen auszuprobieren oder eine Sportart auszuprobieren.

Wie du sehen kann, habe ich mich erst vergangenen Herbst als Mermaid versucht

 

6. sich nicht um Äußerlichkeiten kümmern:

Kindern ist es vollkommen egal, wie Dinge sein zu haben. Beim Malen ist es egal, wie viele Finger die Hand hat, ob die Proportionen stimmen, dass ein Fenster normalerweise nicht rosa ist. Es ist ihnen auch vollkommen egal, ob die beiden Socken, die sie tragen, dieselbe Farbe haben oder farblich zur Hose/zum Kleidchen passen. Sie kümmern sich einfach nicht um Äußerlichkeiten, sie kennen noch keinen Perfektionismus (den bringen wir ihnen bei). Zum anderen ist es Kindern in der Regel auch ganz egal, wie jemand oder etwas aussieht, der/das ihr Interesse geweckt hat. Dazu dann auch mehr im nächsten Punkt (Punkt 7)

Mein Tipp dazu (wobei ich zugeben muss, dass dies der Punkt ist, der mir selbst noch am schwersten fällt). Kümmere dich absichtlich mal nicht um Äußerlichkeiten und sei absichtlich einmal unperfekt: zieh zwei verschieden färbige Socken an und schau wie deine Umwelt reagiert, geh ungeschminkt einkaufen, u.s.w.

Schau, wo du sonst noch ein wenig von deinem Perfektionismus ablassen kannst. Was hast du als Kind gerne gemacht und tust es jetzt nicht mehr, weil du glaubst du kannst das nicht? Bei mir war es das Malen. Ich hab mich einfach einmal hingesetzt und mit meinem Sohn ein Bild gemalt, es war absolut unperfekt und doch so perfekt…

 

7. schnell Kontakt aufnehmen

Kinder gehen die erste Zeit ziemlich vorurteilsfrei durch die Welt, begegnen Unbekannten mit Neugier und Offenheit. Wenn etwas ihre Neugier geweckt hat, gehen sie darauf zu ohne lange nachzudenken.  Sie überlegen nicht, ob das jetzt passt, oder was die anderen sagen. Sie lassen sich auf ihr Gegenüber ein, lassen das rundherum außer Acht und entscheiden nach Intuition und Gefühl ob die Sache/Person ihnen gut tut. Wir Erwachsenen sind durch unsere Erfahrungen, Schlagzeilen, Erzählungen und Ängste beeinflusst. Viele unserer Vorurteile basieren auf Ängsten.

Mein Tipp dazu: Wann immer du jemanden meidest oder aus dem Weg gehst, frage dich nach dem Warum? Liegt eine Erfahrung dahinter? Dann lies nochmals unter „in den Tag starten“. Ist es aus Angst? Dann frag dich, woher diese Angst kommt. Hinterfrage die Gründe der Angst. Versuche mit der Offenheit eines Kindes an das Thema herangehen. Nach all dem, was du bisher über kinder gelesen hast,  was könntest du von in dieser Situation von ihnen lernen?

 

8. einfach einmal nichts tun

Kleine Kinder können das noch – einfach nichts tun und die Zeit genießen. Einfach dasitzen und irgendwas anstarren oder an etwas herumkauen….. Solange bis wir Erwachsene dazwischen kommen und sie entweder zur Eile drängen oder wir meinen, sie müssen doch was „tun“ und beginnen sie zu entertainen.

Klar, als Erwachsene müssen wir bestimmten Abläufen folgen, wir müssen einen Alltag managen und oft nicht nur unseren, sondern auch den unserer Kinder. Klar gibt es Zeiten, die uns fordern und wo wir einfach mal funktionieren müssen. Aber zu einer gesunden Lebensweise gehört es auch, sich regelmäßig Pausen zu gönnen, unser Pflichtbewusstsein abzustellen und einfach nur zu genießen.

Mein Tipp: Such dir kleine Genussinseln im Alltag. Bei mir ist es die nachmittägliche Tasse Kaffee, die ich in aller Muße trinke. Da will ich dann nicht gestört werden. Das weiß mittlerweile auch mein Sohn.  „Mama trinkt gerade ihren Kaffee, sie ruft dich in 5 Minuten zurück“, erklärte er vollkommen selbstverständlich der etwas verdutzten Oma am Telefon.

 

9. immer wieder probieren bis es klappt.

Veränderung kann von einer Sekunde auf die andere passieren, in den meisten Fällen braucht sie Zeit – vor allem wenn es darum geht, etwas Neues zu lernen oder sein Verhalten zu ändern. Und auch Rückschläge sind normal und dürfen sein. Am besten erkennt man das bei einem Kleinkind, das gerade laufen lernt. Unaufhörlich versucht es aufzustehen, geht ein paar Schritte, fällt hin – aber es macht weiter. Nur wir Erwachsenen glauben, dass wir beim ersten Versuch auf den Beinen stehen müssen und wollen dann ein Leben lang laufen, ohne hinzufallen.

Mein Tipp, wenn mal was nicht auf Anhieb klappt: Denk an (d)ein Kind als es noch klein war und gerade laufen lernte. Denk an seinen unermüdlichen Einsatz, bis es das, was es sich vorgenommen hat, geschafft hat. Denke aber auch dran, wie du mit deinem Kind damals umhergegangen bist, als es vielleicht einmal auf den Popo gefallen ist, als es vielleicht  „nur“ 1,80 m schaffte und nicht 2 m (wie du es gehofft hattest). Trotz des „Misserfolges“ (es waren ja nur 1,80 m) hast du dein Baby nicht ausschimpfen, sondern es gelobt und weiter ermutigt.

ABER:  was sagst du dir selbst, wenn du nach 1,80 m fällst? Bist du dir gegenüber genauso fürsorglich wie einem kleinen Kind? Wie sprichst du mit dir? Was denkst du über dich?

Also, sei ab jetzt bei einem Misserfolg auch nett zu Dir – mindestens so nett wie zu deinem/r besten FreundIn oder wie zu einem kleinen Kind.

 

10. Träume haben und nachverfolgen.

Welche Träume hast du noch? Oder geht es dir so, wie es mir lange Zeit gegangen ist? Ich war gefangen war in meinem Alltag und in meinen Abläufen, dass ich nur mehr funktionierte, und es einfach nur irgendwie versuchte, von einem Tag auf den nächsten zu schaffen – ohne wirklicher Freude.

Wenn ja, kann ich dich beruhigen. Seit ich begonnen habe, mich und mein Leben ein wenig zu reflektieren und mir die Kinder ein wenig zum Vorbild zu nehmen (mich also mit den Punkten 1-9 auseinanderzusetzen), habe ich wieder neue Ideen und Träume.

Träume, die ich heuer zum ersten Mal auf einem Visionboard festgehalten habe, um sie auch jeden Tag vor Auge haben zu können. Träume, die ich jeden Tag pflege, nachverfolge und die schön langsam beginnen, Gestalt anzunehmen!

 

 

In einigen Tagen beginnen ja Ferien und Urlaubszeit und vielleicht findest du Zeit und Muße, dir die Dinge, die nicht gerade so toll laufen, ein wenig näher anzusehen. Vielleicht willst du dir ja auch die Kinder zum Vorbild nehmen und das eine oder andere ein wenig verändern bzw. vereinfachen…..

Oder hast du schon von Kindern gelernt?

Wenn ja, würde mich brennend interessieren wie du es geschafft hast. Gerne kannst du mir deine Erfahrungen, Ideen und Tipps im Kommentar hinterlassen  – ich freu ich mich